Wochenende – die Sonne lacht!
Das Wochenende steht wieder vor der Türe. Meine Frau und ich haben uns schon lange mal vorgenommen Bärlauchpesto selber zu machen. Da Bärlauch zu den Lauchgewächsen gehört und alle Nährstoffe in der Zwiebel gespeichert sind, gehört er zu den Pflanzen die im Frühjahr sehr zeitig austreiben. Der Winter dieses Jahr ist zum Ende Februar ausreichend mild, sodass wir fündig werden. Ich frage mich: Wo könnte ich am besten Bärlauch ernten gehen? Von einer Ernteaktion vor sieben Jahren kenne ich noch einen Ort in der Nähe. Ich würde aber gerne wissen, ob es auch eine noch nähere Stelle mit Bärlauch gibt.
3, 2, 1, Mundraub
Nun kommt die Plattform Mundraub.org ins Spiel. Die Seite existiert seit 2009. Das Herzstück ist eine interaktive Karte auf welcher alle Arten von wildem Obst, Beeren, Nüsse und Kräutern verortet sind. Das Tolle daran ist, dass die Karte durch die große Community (momentan über 30.000 registrierte Mitglieder) ständig um neue Fundorte wächst. Bereits bestehende Orte können editiert werden, sodass die Karte aktuell bleibt. Für unsere Bärlauch Sammelaktion erstelle ich mir auch einen Account. Die Anmeldung erfolgt unkompliziert und mit einem Profilnamen und meiner E-Mailadresse bin ich dabei. Nach Erhalt der Bestätigungsmail, habe ich Zugriff auf das volle Spektrum der Karte und kann selbst Fundorte hinzufügen. Mit zwei Klicks finde ich unter der Kategorie Kräuter mehrere Bärlauch-Icons auf der Landkarte in Freising. Ein Fundort liegt, wie ich bereits vermutet habe, am Weihenstephaner Berg in Freising. Ich klicke auf das Icon und siehe da:
Bärlauch und so
Nun werden das Erntegebiet und die Hintergrundinformationen zum Bärlauch angezeigt. Hier erfahre ich neben der botanischen Bezeichnung (Allium ursinum), dass Bärlauch in ganz Europa heimisch ist und innerhalb von schattigen und feuchten Standorten in Laubwäldern gedeiht. Wenn man auf „Weiterlesen“ klickt, erhält man weitere Information, wie zum Beispiel, dass Karl der Große Bärlauch zu einem Pflichtkraut für jeden Garten in seinem Reich ausrufen lies. Außerdem werden auch wichtige Tipps zur Ernte gegeben, auf welche ich gleich noch zu sprechen kommen werde.
Mit diesen Tipps macht Bärlauch Ernten Spaß
Mit all den Informationen, welche ich bereits vor dem Bärlauchernten eingeholt habe, machen wir uns also Samstagnachmittag, bei schönstem Sonnenschein, auf den Weg nach Freising. Schon von weitem sieht man einen grünlichen Teppich über dem steilen Hang – der Frühling ist da. Einige Spaziergänger denen wir begegnen, haben bereits ein Bündel Bärlauch in der Hand. Wir kommen der Spur langsam näher.
Am Fuß des Weihenstephaner Bergs mache ich gleich eine wichtige Entdeckung. Das was hier unten wächst, sieht zwar ähnlich aus wie Bärlauch, ist aber hochgiftig! Es handelt sich hierbei um die Blätter des Aronstabs. Auf diese Pflanze ist bei der Bärlauchernte besonders zu achten. Wie sich weiter oben am Hang zeigt, kommt die Pflanze auch inmitten der Bärlauchblätter vor und lässt sich auf den ersten Blick leicht verwechseln. Wenn man aber genauer hin schaut, sieht man, dass der Aronstab netznervige Blätter hat. Der Bärlauch hingegen hat eine parallele Blattnervatur. Außerdem riechen die Blätter beim zerreiben sehr intensiv nach Knoblauch. Auf dem Poratal von Mundraub wird zudem auf die Gefahr hingewiesen, den Bärlauch mit Maiglöckchen zu verwechseln. Was sich so lieblich anhört wäre sehr fatal, da auch das Maiglöckchen zu den wenigen hochgiftigen Pflanzen in unseren Wäldern gehört. Hier ist die Unterscheidung noch etwas schwieriger. Daher empfehle ich, die erste Bärlauchernte in Begleitung eines erprobten Bärlauchpflückers zu bestreiten. Noch weiter oben entdecken wir einen Bereich der über und über mit Bärlauch bewachsen ist. Bei dem ersten Versuch rutsche ich auf dem matschigen Untergrund weg. Macht nichts, unserem Sohnemann scheint das zu gefallen. 🙂
Bei einem zweiten Versuch hangle ich mich an einem Ast entlang auf eine weniger rutschige Ebene. Hier kann ich nun so viel Bärlauch ernten wie ich möchte. Generell sollte man aber punktuell pflücken, damit sich der Bestand erholen kann. Nach wenigen Minuten Pflücken habe ich zwei Hände voll, was für ein gutes Glas Pesto ausreichen sollte. Nach diesem Erfolgserlebnis können wir langsam zum Auto zurückkehren und nach Hause fahren.
Pesto – das schmeckt!
Für das Bärlauchpesto benötige ich
- 1 gut gereinigtes, ausgekochtes Glas,
- 300g Bärlauch,
- 150 ml Olivenöl,
- 60g Pinienkerne (alternativ Sonnenblumenkerne oder Cashewnüsse),
- 1 Zitrone,
- Salz und Pfeffer.
Zunächst werden die Blätter mit kaltem Wasser gut gewaschen. Auch hier empfiehlt es sich, noch einmal genau zu überprüfen, ob tatsächlich nur Bärlauchblätter in der Schüssel gelandet sind. Nach dem Waschen können die Pinienkerne geröstet werden. Hierzu ist kein Fett nötig. Anschließend wird alles mit dem Pürierstab verarbeitet.
Heraus kommt eine leuchtend grüne Paste, welche sehr würzig schmeckt und sich mit vielen Gerichten toll kombinieren lässt. Da der Bärlauch, ähnlich wie Knoblauch, von Kollegen und Freunden geruchsmäßg nicht sehr geschätzt wird, gilt die Devise, weniger ist mehr.
Fazit
Die Ernteaktion hat Spaß gemacht. Das nächste Mal werde ich geeigneteres Schuhwerk anziehen und eine Tüte mitnehmen, damit ich beim Pflücken die Hände frei habe. Ich denke die Seite Mundraub bietet eine hervorragende Plattform für alle, die daran interessiert sind wie Obst, Beeren und Kräuter wachsen, wo sie vorkommen und wie diese unsere Landschaft prägen. Gleichzeitig können hier Fundorte mit anderen geteilt werden, was den sozialen Charakter der Plattform zeigt. Was mir persönlich am besten gefällt, ist die Art und Weise, wie man seine eigne Region neu erfahren kann. Mundraub schafft Anreize (in Form von frei verfügbaren Erntestandorten), sich zum Beispiel von gewohnten Spazierrouten auf ein kleines, neues Abenteuer in der eigenen Region einzulassen. Dabei lernt man neue Orte kennen und kann sogar noch etwas für den Eigenbedarf ernten.