Angst vor dem ungesunden Teller – oder was rappelt in der Kiste?

Wie kann ich mich gut ernähren? – Diese Kardinalfrage beschäftigt nicht nur mich. Sich bewusst gesund und nachhaltig zu ernähren wird immer bedeutender für viele. Dazu tragen auch die Lebensmittelskandale der letzten Jahre ihren Teil bei. Konsumenten werden skeptischer gegenüber Lebensmitteln und deren Herstellung. Die Verwirrung nimmt zu. Denn man wird unsicher, welcher Lebensmittelhersteller nun vertrauensvoll ist.

Wir können mit diesem Blog nicht die ultimative Antwort auf jede Ernährungsfrage geben. Unser Anspruch ist jedoch, Möglichkeiten für möglichst naturbelassene und regional erzeugte Lebensmittel aufzuzeigen. Gerne werden solche Lebensmittel in die Worthülse „Bio“ gepfercht. Klar, auch bei Rewe und Edeka um die Ecke gibt es Bio-Ware und regionale Lebensmittel. Gibt es nicht auch direktere Wege für den Lebensmittelbezug? – Im optimalen Fall gelingt es uns, unsere Lebensmittel auf direktem Wege vom Feld in den eigenen Kochtopf zu bekommen. Es gibt genug Angebote! Es soll schließlich gesund, naturbelassen und aus möglichst nahem Bezugsfeld sein. Im schönen bayerischen Freising ist die Welt noch in Ordnung und dort gibt es den Stadtmarkt. Nicht jeder hat die Zeit immer auf einen Markt zu gehen, dafür gibt es die regionalen Lieferanten. Ein Anbieter ist die Ökokiste! Und diese Kiste habe ich getestet.

Die Ökokiste wird es! – Möge der Produkttest beginnen…

Der Grund dafür, warum dieser Beitrag jetzt erst zustande kommt ist unter anderem, dass ich anfangs auf kleinere Hürden gestoßen bin. Zum Beispiel wurde mir nach Bestellung bei einem Anbieter von Lebensmittellieferungen aus NRW im Januar 2016 mitgeteilt, dass der Online-Shop derzeit Prozessneuerungen erfähr. „da dort [im Online-Shop] noch zu viel schief läuft“. Die Erklärung ist bei einem jungen Start-Up nachvollziehbar, hilft mir jedoch nicht weiter. Ich wollte schließlich etwas zu essen! Also habe ich die Ökokiste ausprobiert.

Die Idee dahinter ist praktisch und auch aus nachhaltiger Perspektive sinnvoll: Rund 40 zertifizierte Lieferbetriebe bieten bundesweit die Ökokiste an. Je nach Wohnort wird man mit den regionalen Lieferbetrieben vernetzt, mit denen man die Lieferung abstimmt. Die Kiste besteht aus Lebensmitteln von kontrolliert ökologischem Landbau. Soweit so gut! –Ich wohne in Düsseldorf und wollte mal testen, was mein regionaler Anbieter mir bieten bzw. liefern kann.

Die Bestellung der Ökokiste. Auf was lasse ich mich ein?

Nachdem ich mich auf ökokiste.de angemeldet habe, wurde ich auf meinen regionalen Lieferanten weitergeleitet: der Lammertzhof. Unter diesem Namen konnte ich mir noch nicht viel vorstellen. Ein Blick auf die Webseite zeigte mir, dass der Hof sehr grün ist und Bioland-zertifiziert, jedoch ist die Online-Oberfläche noch auf einem Stand, der aktualisiert werden könnte. Ich möchte nicht zu viel darüber meckern, denn der Abstimmungsprozess ging dafür reibungslos. Im Online-Shop des Betriebes konnte ich meine Probe-Ökokiste wählen. Die Probezeit bedeutet, dass ich ein Abonnement von 4 Lieferungen beziehe. Und, wie so oft, muss ich dieses Abo, selbsttätig kündigen. Im Shop kann man aus verschiedenen Kisten die für sich passende auszuwählen. So gibt es bspw. eine Rohkost-, eine Mutter + Kind-, eine Single-, oder passenderweise eine Regionalkiste. Für letztere habe ich mich entschieden. In dieser Kiste sind saisonale sowie regionale landwirtschaftliche Erzeugnisse, ergänzt mit verarbeiteten Produkten. Regional bedeutet hier, dass es aus NRW stammt. Der Bauernhof, ca. 20 km. von Düsseldorf entfernt, liefert nur donnerstagsnachmittags zu mir nach D-Friedrichstadt. Da ich in einem innerstädtischen Mehrfamilienhaus mit verlässlichen Senioren wohne ist die Chance hoch, dass sie die Haustüre öffnen, damit ich tatsächlich auch meine Lieferung vor meine Wohnungstür bekomme. Während der Lieferzeiten arbeite ich für gewöhnlich. Daher kann ich bei der Lieferung leider nicht freudig erwartend wie der Hund auf sein Herrchen neben der Wohnungstüre warten, bis das Ding da ist.

Kurz gesagt: Ich habe eine Regionalkiste bestellt und donnerstags soll sie kommen!

Die Wartezeit. Oder wann gibt’s endlich Gemüse in den Pott?

Feine Lebensmittel mögen Weile haben denkt man sich vielleicht. Aber das wäre zu hoch gegriffen. Nachdem ich beim ersten versuchten Anbieter aus Köln leer ausging, war ich gespannt, wie lange ich mich beim Lammertzhof zu gedulden habe. Telefonisch kommt man zwar nur vormittags durch, aber per Mail bekam ich vorab immer fix eine Antwort. Ganze zwei Tage nach der Bestellbestätigung bekam ich auch schon meine Kiste! Mann war das aufregend! Schließlich war ich gerade auf meinem Bürostuhl fleißig tippend oder beim Tee holen, als es endlich wahr wurde! – Die Kiste kam donnerstagnachmittags an.

Kurz gesagt: Meine erst Regionalkiste inklusive Obst und Gemüse mit dem Zusatz Käse und Eier ist eingetroffen!

Die Regionalkiste oder what’s in der Box?

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Hier ist die Box!

Zack, Boom! – Sie steht einfach so da. So wie bestellt und… – Moment – abholen musste ich sie ja nicht! Das ist ja auch das Feine daran mit dem Feinen darin. Die Box kommt vor meine Haustür, während ich arbeite und ich komme abends in deren Genuss. Meine erste Box bestand aus: Karotten, Kürbissen, Rote Beete, Äpfel, Eier (zusätzlich), Käse (zusätzlich) und Steckrüben. Alles schöne Erzeugnisse und beim letzten stellte sich für mich auch gleich die Frage. Was genau sind Steckrüben? Und genauso wichtig: Was mache ich damit? Die Lebensmittel sind gut, „frisch“-gelagert und so wie sie sein sollten: Sie schmecken nach Obst und Gemüse. Kurz gegoogelt und schon habe ich auch herausgefunden, dass Steckrüben ähnlich wie Karotten genutzt werden können. Sie können auch einfach roh gegessen werden. Zugegeben bis auf Äpfel und Karotten sind das nun nicht Erzeugnisse, die ich sonst kaufe, aber ich möchte mich von dieser Kiste auch inspirieren lassen. Das Funktioniert für mich! Denn es wäre nun zu einfach mit Rote Beete lediglich einen Salat zu machen. Daher such ich gerne neue Rezepte und mein kulinarischer Alltag wird bunter!

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Et voilà, das genüssliche Line-Up! Die Steckrüben sind unterhalb der beiden Kürbisse 😉

Die Qualität der Waren passt. Äpfel (Sorte Delcoros) schmecken wieder wie Äpfel und die Karotten sind schön saftig. Ein kleiner Eiertest zeigte, dass es sich lohnt auf gute Qualität zu setzen.

Exkurs: Der Eiervergleich mit meinem Mitbewohner!

Eier sind Eier, denkt man sich. Aber gibt es einen Unterschied zwischen den Eiern aus verschiedenen Produktionsweisen? Angeregt von der Erfahrung von Freunden, wollte ich dem nachgehen. Vorab habe ich mich noch bei der Expertin für Eiertum erkundigt: meine Oma. Sie hatte früher selbst freilaufende Hühner. Als ich sie nach ihrer Prognose zu meinem Test ersuchte, bekam ich eine Einschätzung, die mich umso mehr anspornte einen Geschmacksunterschied herauszufinden. Sie stellte dar, dass der Geschmack der gleiche sei. Meinem unermesslichen Forscherdrang folgend wollte ich nun testen, ob diese regionalen Bio-Eier anders schmecken als die Eier von Bodenhaltung aus dem Rewe-Regal.

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Supermarkteier vs. Ökokisten-Eier

Daher nichts wie in die Küche und das Rührei zubereitet. Die Farbe und Konsistenz der Eier unterschied sich. Wohlwissend dass dieser Test keinen Anspruch auf Repräsentativität erheben kann, bestand spätestens ein Unterschied im Geschmack. Die Ökokisten-Eier schmeckten tatsächlich sowohl für mich als auch für meinen Mitbewohner frischer und geschmacksintensiver. Meine Oma war in diesem Fall falsch gelegen. Nicht schlimm, wir vertragen uns immer noch! 😉

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Links sind die Supermarkteier und rechts die von der Ökokiste.

Der Preis. Was beeinflusst am Ende meine Kaufentscheidung?

Billig geht anders. Aber billig ist auch nicht entscheidend für gute Qualität. Billig können Äpfel sein, deren Erlebnis daraus besteht, dass sie optisch makellos aussehen. Beim ersten Biss fragt man sich jedoch, wie tief eine Geschmackserwartung fallen kann. Viele günstige Supermarktäpfel schmecken nach Spuren von Apfelaromen angereicherten Früchten. So viel dazu. In meiner Ökokiste befinden sich regional erzeugte Äpfel zum höheren Preis. Dieser wird dadurch gerechtfertigt, dass man schon vor dem ersten Biss riechen kann, wie fruchtig der Apfel schmecken wird. Mit diesem Erlebnis bin ich gerne bereit auch rund ein Drittel mehr dafür auszugeben als im Supermarkt.
Insgesamt habe ich 23  € (exkl. 6 € Kistenpfand) ausgegeben. Das ist recht teuer, aber wenn man bedenkt, dass dabei auch ein französischer Weichkäse, Gouda und 6 Eier inklusive waren, dann kommt man mit Bio-Qualität beim Supermarkt nicht viel günstiger davon. Daher finde ich das Angebot nicht günstig aber fair und angemessen.

Saldo des Produkttests – oder welcher Schuh passt Dir?

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Willst du feines regionales Gemüse und dies nach Hause geliefert bekommen. Ist es dir ein Anliegen, dass der Lieferweg möglichst gering bleibt. Dann wird mit der Ökokiste ein Schuh draus. Du wirst mit einem regionalen Hof verknüpft, der dich beliefert und du kannst flexibel auswählen, was in die Box kommt und was du nicht magst.

Meiner Einschätzung nach lohnt sich die Kiste nicht für alle. Sie ist jedoch passend für viele! – Die Ökokiste ist für alle, die gerne in der Küche ihr kreatives Potential ausleben und mit Gemüse kochen. Sie ist für alle, die Bioqualität möchten und dabei Ihr Umfeld unterstützen möchten und bereit sind, für diese Leistung auch angemessen mehr zu bezahlen, als bei einem großen Handelsunternehmen, das auch gerne den Druck des Preiskampfes an die Lieferanten weitergibt. Sie ist auch für Berufstätige, die nicht zu viel Zeit für den Einkauf aufwenden können oder möchten. Ich jedoch bin schon neugierig, was meine nächste Ökokiste enthält.

Nun habe ich genug geschrieben! – Wir Blogger-Neulinge freuen uns auf unseren nächsten Test und genauso auf Eure Erfahrungen. Lasst uns wissen, ob ihr auch schon einmal solche Kisten bestellt habt, lasst uns wissen, was wir noch testen können und was ihr von diesem Test haltet!

5 Gedanken zu “Angst vor dem ungesunden Teller – oder was rappelt in der Kiste?

  1. Dem ist hier fast nichts mehr hinzuzufügen, außer dass ich festgestellt habe, dass ich obwohl es vielleicht ein bisschen mehr kostet als im Supermarkt, aber ich trotzdem spare, weil:
    1. ich nicht mehr so oft einkaufen muss – nur das was evtl. fehlt, das spart außerdem Zeit und Geld, weil seltenerer und kürzerer Aufenthalt in Läden = weniger Anreize und Verführungen 😉
    2. ich auch nichts mehr wegwerfe, denn ich kann schon Ende der Woche anfangen, anhand der Liste für die Lieferwoche zu planen, was ich kochen möchte. Weil es definitiv besser schmeckt, bleibt auch selten was übrig und wenn mal ein Äpfelchen anfängt zu schrumpeln, dann wird Kompott draus…..und wenn es mal zuviel sein sollte, kann man ja auch mal abseits des Urlaubs eine Wochenlieferung aussetzen.
    Also, ich bin glücklich mit meiner Ökokiste und kann sie jedem empfehlen!

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  2. Klar, in der Kiste ist nicht alles drin, was man so in der Küche zubereiten kann. Jedoch gibt es im Online-Shop viele weitere Lebensmittel als Zusatz-Option, die Bio-Qualität versprechen sollen. Nur Regionalität ist bei vielen nicht gegeben.
    Dass man Lebensmittel in der Küche kreativ verarbeiten kann, war früher sicher mehr gang und gäbe. Und vermutlich hängt dies auch stark von der eigenen Einstellung zu Nahrungsmitteln ab. Ich bin selbst dabei herauszufinden, was ich alles mit den verschiedenen Gemüsesorten anstellen kann. Zuvor habe ich beispielsweise noch nicht Topinambur in der Hand gehabt und nun habe ich damit Blini (Pfannkuchen) gemacht 😉

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    1. Die Gemüse-Obst-Kiste ersetzt nun kein saftiges Steak. Kann Dich jedoch nur ermutigen, so etwas mal auszuprobieren. Es gibt ja verschiedene Angebote und wir bleiben dran, weitere Möglichkeiten aufzuzeigen.

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  3. Ich finde die Öko-Kisten Spitze!!! Unser Anbieter liefert sogar für die eher unbekannteren Gemüse-Sorten immer einen Flyer mit Hintergrundinfo und Rezeptvorschlägen dazu.

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